Kinder kriegen und großziehen – das kann ganz schön anstrengend sein. Ausgerechnet zur Meisen Brutzeit am Ende des Winters hören viele Menschen auf, die Vögel zu füttern. Aber gerade, wenn die Tiere brüten, brauchen sie unsere Unterstützung. Dabei ist jedoch Einiges zu beachten.
„Du hast ’ne Meise“ ist eine alte Redensart, sie bedeutet soviel wie „Du bist nicht ganz bei Verstand“. Die Redensart geht auf einen alten und verbreiteten Volksglauben zurück, Menschen würden geistesgestört, weil Vögel in ihrem Kopf nisten.
Dabei ist es großartig, eine oder besser viele Meisen im Garten zu haben. Meisen sind nicht nur nett anzusehen, sondern auch sehr nützlich: Während der Brutzeit verfüttern sie Unmengen von Blattläusen und anderem lästigem Getier an ihre Jungen.
Im März beginnt für für die Meisen wie auch für viele andere heimische Gartenvögel die neue Brutsaison. In der Regel brüten Meisen ein bis zwei Mal. Nur wenn die Jungen vorzeitig sterben, brüten die Vögel noch ein drittes Mal. Im Juli ist die Meisen Brutzeit beendet. Meist benutzen die Vogeleltern immer das gleiche Nest. Wenn das Nest aber zerstört ist oder sich darin Parasiten eingenistet haben, wird das Nest gewechselt.
Gerade wenn im März die Meisen Brutzeit beginnt, ist in der Natur wenig Nahrung zu finden. Im Winter war es zwar kalt, aber die Vögel hatten nicht viel zu tun und konnten ihren Energiebedarf runter fahren.
Die Meisen Brutzeit hingegen bedeutet lange, harte Arbeitstage für die Vogeleltern, jetzt brauchen sie viel Energie. Die Vögel müssen früh aufstehen und laut singen, um ihr Revier gegen mögliche Konkurrenten zu verteidigen und um Weibchen anzulocken.
Meisen Nester
Dann muss das Nest gebaut werden. Blaumeisen und Kohlmeisen sind sogenannte Höhlenbrüter. In der Natur nisten sie in Baumhöhlen. In der Zivilisation finden die Vögel auch an Häusern prima Höhlen. Lücken in der Fassade, Mauerritzen und Jalousiekästen sind auch gute Niststätten.
Meisen Brutzeit – viel Stress für die Vogeleltern
Ist ein passendes Nest gebaut, werden die Eier gelegt und ausgebrütet. 14 Tage lang brütet das Meisen Weibchen, in der Zeit wird sie vom Männchen mit Futter versorft.
Sind die Küken geschlüpft, wird es richtig stressig für die Vogeleltern. Die Kleinen sind zuerst blind und nackt, sie werden nur mit frischen proteinreichen Insekten gefüttert. Jetzt sind die Vogeleltern 18 Stunden am Tag unterwegs um Blattläuse, Raupen & Co zu sammeln. Bis zu 350 Mal am Tag fliegen sie das Nest an, um ihren Nachwuchs satt zu kriegen. Bis zu 10.000 Insekten müssen die Elternvögel heranbringen, damit die Jungvögel nicht hungern. Das ist so anstrengend, dass die Vogeleltern total abmagern und dünner sind als ihre Kinder.
In dieser Zeit heißen die jungen Vögel Nestlinge, die Nestlingszeit dauert 20 Tage. Nach der Nestlingszeit beginnt die sogenannte Ästlingszeit, jetzt unternehmen die Kleinen erste Flugversuche. Anfangs stehen nur Kurzflüge auf dem Programm, von Ast zu Ast. Manchmal landen die Jungvögel dann auch auf dem Boden. Jetzt werden die Kleinen dort, wo sie gelandet sind, von ihren Eltern weiter gefüttert, bis sich genug Kraft haben, erneut zu fliegen.
Diese Zeit, wo die Kleinen noch nicht richtig fliegen können und noch von den Eltern versorgt werden, dauert zwei Wochen. Es ist die gefährlichste Zeit für die Jungvögel, da sie schutzlos Feinden ausgeliefert sind. Die Eltern sind zwar immer in der Nähe, können aber auch nicht jeden Feind vertreiben.
In der Ästlingszeit hocken die Jungvögel öfter mal am Boden. Trotzdem werden sie meistens noch von ihren Eltern betreut. Erst wenn die Eltern stundenlang nicht auftauchen, sollte man die Ästlinge aufnehmen und von einem Wildvogelexperten aufziehen lassen.
Wir können die Meisen in dieser Zeit unterstützen, wenn wir Feinde fernhalten. Katzen sollten in dieser Zeit besser im Haus bleiben, auch Hunde sollten nicht in den Garten.
Meisen füttern während der Brutzeit
Ob Vögel überhaupt gefüttert werden sollen oder nur im Winter oder das ganze Jahr über, ist umstritten. Führende Ornithologen setzen sich für die Ganz-Jahres-Fütterung ein, wie Professor Dr. Martin Kraft vom Marburger Institut für Ornithologie und Ökologie e.V. (MIO) und Prof. Dr. Peter Berthold, ehemaliger Direktor der Vogelwarte Radolfzell.
Kein Winterfutter geben!
Der NABU plädiert für eine gezielte Unterstützung der Vögel auch während der Brutzeit.
Allerdings muss das Futter jetzt umgestellt werden. Wintervogelfutter darf jetzt nicht mehr gegeben werden. Eigentlich sollten die Jungvogel ja mit Insekten gefüttert werden. Bringen die Vogeleltern Wintervogelfutter ihren Jungen, kann das für den Nachwuchs sehr gefährlich werden. An großen Erdnuss-Bruchstücken oder ganzen Sonnenblumenkernen können die Küken ersticken.
Die Vogeleltern brauchen während der stressigen Brutzeit viel Energie. Daher sollten Sie jetzt kalorienreiches Futter wie Erdnussbutter oder energiereiche Samen anbieten.
Vogelfreundlicher Garten
Besser als füttern ist, den Meisen und anderen Vögel einen vogelfreundlichen Garten bieten. Mit zahlreichen verschiedenen Pflanzen – darunter ein hoher Anteil heimischer Arten – sowie einer abwechslungsreichen Struktur bieten Sie Meisen & Co. einen Lebensraum.
Wer in seinen Garten Vögel anlocken möchte, sollte eine Hecke mit heimischen Sträucher setzen. Solche Hecken sind für viele Tiere eine wichtige Nahrungsquelle, Unterschlupf und Platz für Nistplätze. Wildsträucher ernähren Insekten in allen Entwicklungsstadien. Im Herbst sorgen die bunten Beeren der heimischen Sträucher für einen reich gedeckten Tisch für Vögel, auch viele Säugetiere bedienen sich gern an den leckeren Früchten.