Spätestens, wenn jetzt das letzte Laub gefallen ist, sehnen sich viele Menschen nach einem gleichbleibend schönen Garten. Der Absturz vom farbenprächtigen Garten im Sommer und Herbst zur farblosen, oft auch strukturlosen Anlage im Spätherbst und Winter ist allzu schmerzhaft.
Fällt dann der Blick auf die immergrünen Pflanzen, die dem Garten auch jetzt noch Farbe, Tiefe und einen Rahmen geben, überlegt mancher, ob er den Anteil der Immergrünen im Garten nicht erheblich vergrößern sollte.
Immergrüne Pflanzen: wichtig für die Tiere im Garten
Im Moment scheinen immergrüne Pflanzen nicht besonders beliebt zu sein. Es gibt Argumente, die behaupten, sie seien langweilig, altmodisch und ökologisch wertlos. Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, aber die Aussage bezüglich der ökologischen Wertlosigkeit trifft nicht zu.
Immergrüne bieten zahlreichen Tieren im Garten Lebensraum und Schutz, dienen als wichtige Nistplätze für Vögel, Verstecke für Eichhörnchen und Unterschlupf für Igel. Immergrüne Pflanzen erfüllen also eine bedeutende ökologische Funktion im Garten.
Dies wurde kürzlich in meinem Freundeskreis deutlich, als zwei Freundinnen Häuser mit Gärten aus der 90er Jahren erwarben. Die Gärten waren typisch für diese Zeit mit einer Fülle von Wacholder, Kirschlorbeer und ähnlichen Pflanzen gestaltet. Die Freundinnen, die ihre Gärten nun modern gestalten wollen, haben alles herausgerissen, was nicht blüht oder Obst für Bienen produziert – also auch die alten, immergrünen Pflanzen.
Allerdings leisten sie damit keinen Beitrag zur Förderung der Natur. In unserer Nachbarschaft stehen zwei große serbische Fichten in unserem Garten, die vielen Vögeln als Zuhause dienen. Anders als in Laubbäumen, in denen selten Vögel zu sehen sind, zwitschert es ständig in den serbischen Fichten. Nachbarn erzählten mir, dass es früher in der Gegend noch mehr Vögel gab, als nebenan eine große Tanne stand. Als die gefällt wurde, verschwanden viele Vögel. In unserer Siedlung gibt es wenig große Bäume oder Nadelbäume, daher gibt es auch nicht viele Vögel.
In einem benachbarten Ort, bei einer Freundin, sieht das anders aus. Dort gibt es große Gärten mit alten Bäumen, darunter viele Fichten und riesige Eiben. Dort ist alles voller Vögel, viel mehr als hier. Dies verdeutlicht, dass gerade Nadelgehölze einen wichtigen Beitrag zur Vogelwelt leisten können. Einige immergrüne Sträucher sind auch bienenfreundlich.
Grün ist nicht gleich grün
Auch immergrüne Pflanzen wechseln ihr Blätterkleid. Immergrüne Laubgehölze machen das aber so unauffällig, dass man es kaum bemerkt. Sie werfen über das Jahr verteilt die ältesten Blätter ab. Halbimmergrüne werfen das Laub nur in sehr kalten Wintern ab. Wintergrüne Pflanzen behalten ihre Blätter bis zum Frühjahr und wechseln dann das Laub.
Immergrüne Pflanzen sind auch nicht immer grün. Das Farbspektrum reicht von leuchtendem Gelb über verschiedene Grüntöne über Blau bis zu Grau und Silber.
Immergrüne müssen nicht nur uni grün sein, sondern können wie Efeu, Ilex, Aukuben und Euonymus grün-weiß, grün-gelb panaschiert aussehen. Die Japanische Mahonie oder die Ölweide strahlen mit grauem, silberglänzendem oder grün-gelbem Laub.
Die Welt der Immergrünen ist viel abwechslungsreicher als nur Lebensbaum oder Kirschlorbeer. Die Vielfalt der immergrünen Pflanzen zeigt sich in unterschiedlichen Texturen und Wuchsformen. Von zarten Nadeln über ledrige Blätter, bezauberndem Austrieb bis hin zu farbenfrohen Früchten bieten sie das ganze Jahr über visuelle Höhepunkte. Die strukturierten Formen schaffen eine harmonische Kulisse, die den Garten zu jeder Jahreszeit bereichert.
In Top-Form
Viele immergrüne Gehölze lassen sich gut in Form schneiden. Geschnittene Hecken und lebende Gartenskulpturen sind rund ums Jahr ein Blickfang. Kugeln oder Pyramiden, Formgehölze in jeder Form haben jetzt im Spätherbst und Winter ihren großen Auftritt. Der Blick des Betrachters folgt den klaren Linien. Ganzjährig, selbst im Winter, wenn sich der Schnee als feiner Puder über formale grüne Kunstwerke legt, ist das ein bezaubernder Anblick.
Die moderne Gestaltung mit Formgehölzen ist nicht mehr so streng wie früher. Wir haben gelernt, auch der Natur ihren Raum zu lassen. Niedrige Einfassungshecken betonen heute die Beetformen und zeichnen den Verlauf der Wege, der strukturbringenden Linien im Garten nach. Sie lassen die Pflanzen eines Beetes als Einheit erscheinen. Kugeln verbinden sich mit Stauden oder Gräsern zu geometrischen Landschaften mit sanften Rundungen.
Unsere Lieblingspflanzen
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Eine große Tradition
Die Vorliebe für Immergrüne hat eine lange Geschichte in der Gartengestaltung. In mediterranen Gärten sind seit der Antike bis heute Buchs, Zypressen, Lorbeer, Agaven, Palmen, Oleander, Myrten und andere Immergrüne die charakteristischen Schönheiten.
In der Renaissance und im Barock schufen ornamentale Parterre aus Buchs, grandiose Hecken, Skulpturen aus Eiben, Liguster und anderen Immergrünen eine Gartenwelt, in der alles auf eine faszinierende Weise dem Spiel der Formen untergeordnet ist.
Die asiatische Gartenkunst, die ebenfalls einen großen Einfluss auf unsere heutige Gartengestaltung ausübt, lässt Gartenbilder entstehen, die sich wie Gemälde nicht mehr verändern sollen. Immergrüne Pflanzen wie Bambus und formales Design spielen dabei eine bedeutende Rolle.
Immergrüne Pflanzen in modernen Gärten
Gerade in architektonischen und minimalistischen Gärten sind immergrüne Formgehölze sehr wichtige Elemente aufgrund ihrer klaren Formensprache. Moderne architektonische Anlagen leben von der völligen Harmonie zwischen Architektur und Gartengestaltung. Sie können nicht bestehen ohne zahlreiche Immergrüne, die die Struktur bilden.
Aber auch in natürlichen Gärten findet man Immergrüne. In Heidegärten gehören Wacholder, kleinbleibende Kiefern und Fichten sowie Rhododendren unbedingt dazu. Die jetzt aktuellen Waldgärten vermitteln den Eindruck von einer unberührten Natur: der Wald wirkt eher finster und mächtig wie im Märchen mit dunklen Nadelgehölzen und urigen Baumstümpfen. Immer- und wintergrüne Farne, Bambus und Rhododendren sorgen dafür, dass Waldgärten das ganze Jahr über attraktiv sind.
Gerade bei kleinen Gärten gewinnen die Immergrünen immer mehr an Bedeutung. Immergrüne Hecken schaffen das ganz Jahr über Privatsphäre und bieten Schutz vor Lärm und vor neugierigen Blicken. Bei kleinen Gärten mit einem unerwünschten Umfeld, bei Atriumgärten, die von hohen Mauern umgeben sind, schaffen die Immergrünen Lebensraum, verdecken die beengende Umgebung.
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